HERZ VERLOREN UND PUNKTE GEWONNEN

Rautenstolze auf der alten Brücke in Heidelberg

9 Sitze – 6 Mitfahrer – 3 Punkte: Mit Rautenstolz unterwegs in … Hoffenberg

… oder war es doch Heidelheim? Es war Freitag um kurz nach 12 Uhr als wir uns in Rheydt beim letzten Zustieg unter der bewerten Führung unseres Vorsitzenden am Steuer auf den Weg Richtung Kraichgau machten. Wir ahnten nicht, dass uns Großes erwarten würde. Kaum auf der Autobahn, „die Elf vom Niederrhein“ aus der Bluetooth Box dröhnend, begann für uns ein tolles Wochenende, was nicht nur dem Spiel unserer Borussia geschuldet war. Nach einer knapp vierstündigen Fahrt erreichten wir unser Hotel „Neckarlux“. Rasch eingecheckt im Zimmer mit direkten Blick auf den Neckar, in strömenden Regen im Edeka um die Ecke vorbildlich versorgt und dann ab in die City. Die Bushaltestelle „Neuer Weg“ direkt vor der Tür, 8 Minuten bis ins Herz der Heidelberger Altstadt, alles perfekt. Der Himmel hatte ebenfalls seine Schleusen geschlossen und so erkundeten wir die örtliche Fußgängerzone, nicht ohne Shoppingergebnis. 3 Punkte also schon mal für die Einkaufstasche.

Ein tolles Abendessen im „Hackteufel“ inklusive Saumagen und lautem Gegacker einer auch anwesenden Hühnergruppe rundeten den ersten Abend ab. So vergnügt konnte es weitergehen.

Matchday – die Eckfahne mit der 10

Ein Spieltag beginnt in der Regel mit einem aufgeregten Kribbeln. Es zieht sich vom Aufstehen bis ungefähr 15.25 Uhr, verändert sich dann zur verbissenen Konzentration und endet gegen 17.20 Uhr mit Erleichterung oder Verärgerung. In jedem Fall sollte man gegen die ersten Anzeichen ankämpfen, am Besten mit einem ausgiebigen Frühschoppen.

Durch den „Heidelberger Herbst“, der sich in diesem Jahr zum 50. Mal jährt, begleitete uns eine buntes Unterhaltungsprogramm, so dass wir Heidelberg gut gestärkt und frohen Mutes Richtung Sinsheim verließen.

Nach einer gut halbstündigen Fahrt, die uns auch durch Hoffenheim führte, parkten wir direkt hinter dem Truck des Borussia-Fanshops vor dem Gästeblock, wo uns eine Überraschung erwartete – alkoholfreies Bier. Trotzdem ging es bei Rindswurst sehr gesittet zu.

Angekommen im Gästeblock, in Reihe 35 und mit perfekter Sicht auf das Spielfeld, stimmten wir Borussen uns ein. Bei Auswärtsspielen zwar nie eine Überraschung, bedingt durch eine sehr reservierte Hoffenheimer Anhängerschaft, allerdings an diesem Wochenende eine sehr ausgeprägte und sehr ausgelassene Stimmung. Diese tat auch die erste halbe Stunde des Spiels keinen Abbruch, denn in dieser taten sich die Fohlen ziemlich schwer und hätten auch in Rückstand geraten können, wenn die Hoffenheimer in Form von Posch und Baumgartner etwas mehr Zielwasser getrunken hätten. Lasso erlöst uns in der 43. Minute nach einem tollen Angriff über Lainer und Thuram. Die 2. Halbzeit geht klar an uns, auch wenn die TSG kurz nach dem Anpfiff den Ausgleich auf dem Fuß hatte. Thuram und Neuhaus machten zum Glück alles klar und der nächste Auswärtssieg wird wahr.

Tikus zelebriert dies mal wieder mit seinem obligatorischen Eckfahnen-Trikot-Tanz. Wie gut, dass unser Fußballgott Tony nicht nur Kassierer ist, sondern offensichtlich auch noch nebenbei für den Ordnungsdienst in Sinsheim arbeitet. Er legt die einsam zurückgelassene Eckfahne einfach wieder zurück. Was für ein Teufelskerl. Auf dem Parkplatz wurde noch ordentlich gefeiert und schon ging es zurück nach Heidelberg. Der „Heidelberger Herbst“ stellte uns vor ganz neuen Herausforderungen: Reservierung zum Abendessen im Vorfeld zwecklos, Dinner verzweifelt gesucht… und es kam, wie es kommen musste. Es hätte uns schon stutzig machen können, dass es scheinbar nur ein Lokal in ganz Heidelberg gab, dass gähnend leer war. Warum dies so war erfuhren wir ca. 20 Minuten später bei Formfleisch, Tütensaucen und TK-Gemüse. Wir waren uns einig lange nicht so schlecht gegessen zu haben. Stand da etwa Alfred Schreuder in der Küche? Tipp der Redaktion: NIEMALS im Franziskaner in Heidelberg essen. Verärgert, aber uns die Laune nicht verderbend, fielen wir in das gegenüberliegende Eiscafé ein und gönnten uns ein kleines Stück Italien. Durch Menschenmassen ging es dann vorbei an Ständen mit Köstlichkeiten zu einem Getränkestand mit Heidelberger Bier.

Livemusik erfüllte die Luft, als wir uns gegen 22.30 Uhr in Richtung Alte Brücke bewegten, um das große Feuerwerk zu bestaunen. Die musikalische Untermalung kam von Deep Purple und der Blaskapelle „Miserabel“. Ein traumhafter Tag ging zu Ende.

Der letzte Titeltrainer

Der Sonntagmorgen begann stürmisch. Hatten es sich die Rautenstolzen doch heute zum Ziel gesetzt, das Schloss zu stürmen, stand zunächst die Wettervorhersage im Vordergrund. Doch Mortimer ließ uns in Frieden, statt dessen wurden wir von einer anderen Überraschung heimgesucht. Bernd Krauss, unser letzter Titeltrainer hatte mit seiner Gattin im selben Hotel eingecheckt und stand uns bereitwillig für Fragen und Fotos zur Verfügung. Was für ein sympathischer Mensch. Und dazu noch einer, der etwas geschafft hat, was weder Lucien Favre noch André Schubert gelang, einen Titel mit den Fohlen zu holen. Mit seinen ersten beiden Auswärtsfahrten 1995, zunächst nach Berlin, später dann zum ersten Auswärtssieg der Borussia in München, hatte ein Autor wohl so einiges richtig gemacht. Nachdem die Koffer gepackt und verladen waren machten wir uns wieder mit dem Bus auf in die City.

Beflügelt durch diese nette Begegnung begaben wir uns zur Bergbahn, um zunächst Heidelberg von ganz oben zu betrachten und dann durch den Schlossgarten zu schlendern. Das Wetter spielte mittlerweile wieder mit, die Sonne schien, wir gönnten uns ein Getränk, während ein Teil von uns das Apothekermuseum besichtigte. Wieder unten angekommen, führte uns der Weg zu einem Frühschoppen in der Altstadt nebst ofenfrischem Handbrot mit Käse, Schinken und Champignons. Die musikalische Untermalung durch einen Chor unter der Leitung eines Kramp-Karrenbauer-Doubles war ausbaufähig, immerhin sangen sie von Italien. Bei der Wahl zwischen Stadtbummel und gemütlich irgendwo sitzen bleiben entschied sich ein Teil für Kaffee und Kuchen, gefolgt von einem Bierchen im „Güldenen Schaf“. Der verkaufsoffene Sonntag wurde vom Rest für eine ausgiebige Shoppingtour genutzt.

Zum Abschluss ging es nochmal so richtig schick in der „Palmbräugasse“ zum Essen, wo wir zwischen Schlachtplatte und Kaiserschmarrn diese tolle Tour Revue passieren ließen. Als wir gegen 18 Uhr Heidelberg verließen, wussten wir: Diese Tour werden wir in Erinnerung halten. Vielen Dank an alle mitgefahrenen Rautenstolzen für eine tolle Zeit, ci vediamo a Roma.

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